Schallplatten Schneid Technik GmbH, Frankfurt am Main

Häufige Antworten

Hier finden sich Fragen und Antworten rund um die Schallplatte und den Schallplatten-Schnitt. Für Anregungen und Vorschläge sind wir dankbar, schreiben Sie uns oder rufen Sie an! 
 

Aussteuerungspegel des Masters 

Der Aussteuerungspegel des angelieferten Masters beeinflusst nicht den Überspielpegel.
Das vom Zuspieler kommende Signal wird für jeden Schnitt auf analoger Ebene bewertet und daraufhin den Erfordernissen angepasst.
Störabstand (analoge Medien) und Auflösung (digitale Medien) sollten voll ausgenutzt werden, eine hohe Aussteuerung des Masters ist daher ratsam.
Aber: Über die Notwendigkeit einer Aussteuerungsreserve (Headroom) bei digitalen Tonträgern gibt es einige Untersuchungen mit unterschiedlichen Ergebnissen; zur Sicherheit empfehlen wir, lieber bis -3 statt -0,01dBfs auszusteuern.
Für Tonbänder gilt: Pegelspitzen dürfen 510pWb/mm, bei hochaussteuerbarem Studioband 850pWb/mm erreichen. 

Überspielpegel

Der Überspielpegel bestimmt, mit welcher Intensität die in die Folie geschnittene Rille durch das Tonsignal moduliert wird und damit, welcher Pegel bei der Wiedergabe im Abtastsystem erzeugt wird. Ein hoher Überspielpegel verbessert das Verhältnis zwischen Nutzsignal und Störsignalen wie Rumpeln, Rauschen und Knistern, er erhöht aber auch die Gefahr von Abtastverzerrungen. Außerdem beansprucht eine stärker modulierte Rille mehr Platz: Es steht weniger Spielzeit zur Verfügung. Ein niedriger Überspielpegel erlaubt also längere Spielzeiten, verringert die Gefahr von Abtastverzerrungen, verschlechtert aber auch das Stör- /Nutzsignalverhältnis.
Der Wert des Überspielpegels bezieht sich immer auf die Pegelspitzen des Tonmaterials. 

Lautheit

Der Lautheitseindruck ist natürlich vom Pegel des Signals abhängig, er ist aber auch stark vom Dynamikumfang der Produktion beeinflusst: Ist der Bereich zwischen Spitzen- und Durchschnittspegel groß, ist ein geringerer Lautheitseindruck zu erwarten, als bei kleinem Abstand zwischen Spitzen- und Durchschnittspegel. Der Überspielpegel wird immer nach den Pegelspitzen einer Produktion eingestellt. Eine Einengung des Dynamikumfanges (durch Kompression oder Begrenzung) kann den Lautheitseindruck erhöhen. Für die Schallplatte ergibt sich der Vorteil, dass sehr leise Passagen hervorgehoben werden und nicht Gefahr laufen, im Grundgeräusch der Schallplattenwiedergabe „unterzugehen“. Stark komprimierte Produktionen neigen allerdings zu höherer Intensität im Mitten- und Höhenbereich, welche eventuell schneidtechnische Probleme verursacht und Abtastverzerrungen provoziert. 

Frequenzgang

Der Frequenzgang beschreibt unter Anderem die frequenzabhängige Pegelveränderung durch ein Tonsignale übertragendes System.
Im Falle der Schallplatte wird von vornherein eine starke Veränderung des Frequenz-Pegel-Verlaufes vorgenommen, bevor das zu schneidende Signal der Schneidvorrichtung zugeführt wird; der Frequenzgang ist „verzerrt“:
Oberflächlich betrachtet werden beim Schnitt die Tieftonanteile stark reduziert und die Höhen stark angehoben. Dies muss bei der Wiedergabe der Schallplatte rück-„entzerrt“ werden, damit das Wiedergabeergebnis dem Klang des Masters angenähert werden kann. Die Charakteristika dieser Maßnahmen sind in der DIN45543 und der international gültigen Norm IEC60098 definiert, außerdem im RIAA Bulletin E1 beschrieben. (RIAA-Kurve oder RIAA-Entzerrung sind recht populäre Begriffe zu diesem Sachverhalt.)
Hintergrund dieser Maßnahmen ist zum Einen, den Platzbedarf der zu schneidenden Rille durch Pegelreduktion im Tieftonbereich zu verringern und somit eine höhere maximale Spielzeit einer Schallplatte zu erreichen (abgesehen davon, dass die Tieftonmodulation der Rille ansonsten bei den gebräuchlichen Überspielpegeln unzulässig große Auslenkungen aufweisen würde), zum Anderen, mit der wiedergabeseitigen Absenkung des Höhenanteils auch Störgeräusche wie Rauschen und Knistern abzuschwächen.
Außerhalb der Notwendigkeit, diese Kennlinien genau einzuhalten, ergeben sich hauptsächlich zwei Bereiche, die - gewollt oder ungewollt - klangliche Veränderungen zwischen dem Master und dem Wiedergabeergebnis von der fertigen Schallplatte ermöglichen:
Der Schallplatten-Schnitt und
die Schallplatten-Wiedergabe.
Innerhalb des Herstellungsprozesses der Schallplatte trägt der Schnitt die größte Verantwortung für die klanglich wunschgemäße Übertragung des Masters auf die Schallplatte.
Die Bandbreite des schneidbaren Signals beträgt bei modernen Schneidanlagen über 20 kHz, allerdings dürfen wichtige Einschränkungen nicht unerwähnt bleiben: Hochtonsignale können nur mit deutlich geringeren Überspielpegeln als Signale des Mittel- und Tieftonbereiches geschnitten werden. Der Schnitt hochfrequenter Tonsignale verlangt der Schneidvorrichtung erhöhte Leistungen ab und eine Überlastung könnte zur Zerstörung führen.
Höhenreiche Toninformation muss daher mit geringerem Überspielpegel übertragen werden, als Tondokumente mit moderatem Höhenanteil.
Im Tieftonbereich kann eine uneingeschränkte Eignung für den Schallplattenschnitt nur dann erreicht werden, wenn die Unterschiede zwischen den Stereo-Kanälen gering bleiben. Eine schlechte Mono-Kompatibilität im Tieftonbereich kann stellenweise zu einer zu großen Schnitttiefe führen, welche ebenfalls die Schneidvorrichtung überlasten kann und außerdem in den nachfolgenden Herstellungsschritten (Galvanik und Pressung) Probleme hervorruft.
Eine Modulation durch sehr tieffrequente Tonsignale kann bei der Schallplatten-Wiedergabe das System Abtaster—Tonarm in eine Eigenschwingung (evtl. Resonanz) versetzen, wodurch die Führung der Abtastnadel in der Rille erschwert wird und die Wiedergabequalität leidet. Signale unterhalb 15 Hz dürfen nicht vorkommen! Sie können die Schneidvorrichtung beschädigen, und bei der Schallplatten-Wiedergabe sind durch solche Signale hervorgerufene unkontrollierte Eigenbewegungen des Tonarmes sehr wahrscheinlich. Davon abgesehen ist der Frequenzbereich unterhalb 20 Hz akustisch sinnlos.

Der Schnitt

Beim Schallplatten-Schnitt wird ein Stichel, welcher zumeist aus Rubin oder Saphir gefertigt ist, in eine blanke, rotierende Scheibe getaucht, sodass dieser eine rund laufende Rille in die Scheibe schneidet. Die Scheibe besteht aus einem Aluminium-Kern, welcher mit einem Nitrozellulose-Lack beschichtet ist. Im Deutschsprachigen Raum nennt man sie Folie, der internationale Begriff ist Lacquer. Durch entsprechenden Schliff des Stichels hat die Rille etwa die Form eines V, wobei die Seitenwände (Rillenflanken) im Winkel von 90° zueinander stehen und sie jeweils im Winkel von 45° von der Oberfläche der Folie abfallen. Durch langsames Bewegen des Stichels vom äußeren Bereich der Folie in Richtung ihrer Mitte (Vorschub) entsteht ein spiralförmiger Rillenschnitt. Der Stichel ist in einen Schreiber (Schneidkopf, Cutter head) montiert; wird der Schreiber mit einem für diesen Zweck aufbereiteten Tonsignal beaufschlagt, versetzt er den Stichel in eine dem Signalverlauf proportionale Bewegung. Während des Schnittes erzeugen diese Bewegungen eine Abweichung von der Grundrichtung der Rille und/oder von der eingestellten Schnitttiefe der Rille: Die Rille wird moduliert.
Der Schreiber ist in der Lage, den Stichel in zwei voneinander unabhängigen Bewegungsachsen zu beschleunigen; diese sind genau im Winkel von 90° zueinander angeordnet und jeweils um 45° gegen die Oberfläche des Tonträgers geneigt. Die Modulationsachsen stehen also jeweils senkrecht auf den Rillenflanken. So hat jede der beiden Modulationsrichtungen eine der Rillenflanken als Modulationsebene zur Verfügung.
Die beiden Bewegungsrichtungen sind jeweils einem Kanal eines Stereo-Signals zugeordnet (linker Kanal, rechter Kanal), sodass in einer Rille die zwei Stereo-Kanäle getrennt voneinander einmoduliert werden können. 

Bei Einführung des oben beschriebenen Verfahrens zur Speicherung eines Stereo-Signals in der Schallplattenrille ("2 x 45° Schrift", "45/45 System") war es notwendig, eine möglichst hohe Kompatibilität zu den noch weit verbreiteten Mono-Tonabnehmern zu gewährleisten; diese waren nur in der Lage, laterale (zur Plattenoberfläche parallele) Modulation zu verarbeiten. Im Interesse dessen wurden die zwei Einzelsignale so den Modulationsrichtungen zugeordnet, dass kanalgleiche Signale eine rein laterale Modulation erzeugen und nur eventuelle Kanalunterschiede vertikale (zur Plattenoberfläche senkrechte) Komponenten hinzufügen.

Die folgenden Grafiken zeigen die grundsätzlich möglichen Modulationsrichtungen (in Rillenrichtung gesehen) und jeweils daneben finden sich Ansichten der entstandenen Rillenmodulation (von oben auf den Tonträger gesehen): 

Überspielung von Analogband- oder Tonband-Masters

Der Folienschnitt von Master-Tonband erfordert eine spezielle Tonbandmaschine mit zwei Wiederkabeköpfen:
Das band wird erst an einem, und nach Durchlaufen einer Schleife mit mehreren Umlenkrollen, am zweiten Kopf vorbei geführt. Wir bekommen so zwei gleiche, aber zeitlich versetzte Wiedergabesignale.
Das erste wird der Rillenabstandssteuerung der Schneidmaschine zugeführt, damit der nötige Abstand der Rillen zueinander vorausberechnet und geregelt werden kann: Laute Pasagen erzeugen eine stärkere Auslenkung der Rille als leise Passagen. Je nach Art der Audioinformaton muss also unterschiedlich viel Platz von Rille zu Rille vorbereitet werden.
Das zweite, später folgende Signal wird dann erst zum eigentlichen Schnitt der Rillen verwendet.

Testtöne auf Analogband- oder Tonband-Masters

Bei der Erstellung eines Masterbandes ist es üblich und notwendig, vor der eigentlichen Musikaufnahme einige Sinus-Testtöne verschiedener Frequenz aufzunehmen (zum Beispiel 60Hz, 1kHz und 10kHz), welche in definiertem Pegelabstand zueinander ausgesteuert sind.
Dafür gibt es zwei wichtige Gründe:

Erstens: Studio-Tonbandmaschinen besitzen die Möglichkeit, den Frequenzgang der Aufname und der Wiedergabe in den Höhen und in den Tiefen zu verstellen.
Denn: Verschiedere Band-Fabrikate und -Sorten weisen unterschiedliche relative Empfindlichkeiten im Höhen- und Tiefenbereich auf.
Es ist also nötig, die Bandmaschine für eine bestimmte Bandsorte so einstellen zu können, dass der Frequenzgang, oder der Klang der Wiedergabe, dem der Aufnahme entspricht.
Wenn ein Master-Band auf einer fremden Maschine abgespielt wird (z.B. im Rundfunkstudio, oder im Schallplatten-Überspielstudio), dienen die Testtöne dazu, die aufgenommenen Pegelverhältnisse der Testtöne zueinander wieder herzustellen, also den Wiedergabefrequenzgang dem der Aufnahme anzugleichen.

Zweitens: Die beiden Stereokanäle (links, rechts) werden nebeneinander auf dem Band aufgenommen. Idealerweise steht der Aufnahme-Tonkopf genau senkrecht zur Band-Richtung. Abweichungen sind aber immer möglich. Wenn der Wiedergabe-Tonkopf einen etwas anderen Winkel zur Bandrichtung aufweist als der Aufnahmekopf, entsteht eine leichte zeitliche Verschiebung zwischen den Kanälen, denn die Aufnahme auf einem der beiden Kanäle erreicht den Kopf etwas vor oder nach dem anderen Kanal.
Der Klang und das Stereobild der Wiedergabe erscheint dadurch, besonders in den Höhen, verfärbt und räumlich diffus.
Mit Hilfe eines der Musik vorangestellten Testtones kann der Winkel des Wiedergabe-Tonkopfes auf den des Aufnahmekopfes eingestellt werden, sodass die Phasen-Korrelation des Wiedergabe-Signals stimmt, also beide Kanäle genau zeitgleich wiedergegeben werden.

Schallplatten-Wiedergabe

Bei der Wiedergabe einer Schallplatte liegt die Abtastnadel zwischen den Seitenwänden (Rillenflanken) der V-förmigen Rille und wird von der Rillenmodulation, die das Tonsignal beim Schallplattenschnitt hervorgerufen hat, in Bewegung versetzt.

Diese Bewegung soll idealerweise fehlerfrei den Auslenkungen der Rillenmodulation folgen: Die Abtastnadel vollzieht dann genau die Bewegungen nach, welche der Schneidstichel beim Erzeugen der Rille ausgeführt hat. Je nach Art des Tonsignals kann die Modulation Seiten- (laterale), wie auch Tiefen- (vertikale) Bewegungen hervorrufen. Im Interesse ausreichender Bruchfestigkeit des Abtasters und zur Vermeidung von übermäßigem Verschleiß des Abtasters und der Schallplatte muss die Abtastnadel eine größere Kontaktfläche zu den Rillenflanken einnehmen. Der Krümmungsradius der Nadel, den sie an der Stelle besitzt, an der sie die Rillenwände berührt, muss aber klein sein gegenüber dem Krümmungsradius der Rillenmodulation. Besonders kurzwellige, sehr steile, oder komplexe Modulationsformen werden ansonsten vom Abtaster nur unzureichend nachvollzogen: In dieser Situation wird der Abtaster nicht mehr durchgängig von den Rillenflanken geführt, sondern nur noch von den dem Abtaster zugewandten Amplituden. Der Abtaster interpretiert dies als Verringerung der Rillentiefe, also als zusätzliche vertikale Modulation. Dem nur noch gedämpft nachvollzogenen Originalsignal mischt sich so ein dem Original fremdes Signal zu. Als Folge treten, besonders im Hochtonbereich, Verluste auf und die Wiedergabe klingt verzerrt (s. a. Abtastverzerrungen). 

Die mögliche Originaltreue der Wiedergabe verändert sich im Verlauf der Wiedergabe einer Schallplattenseite, da die Modulation im Außenbereich der Schallplatte eine größere Wellenlänge erzeugt, als im Innenbereich: Es verändert sich ja nicht die Drehzahl, unter der die Schallplatte geschnitten wird, aber die Länge des je Umdrehung zur Verfügung stehenden Rillenabschnitts.

Nachfolgend eine modulierte Rille mit symbolhaft eingezeichnetem Abtaster. Auf beiden Bildern ist die gleiche Modulation zu sehen, allerdings in unterschiedlichen Bereichen des auf der Schallplattenseite zur Verfügung stehenden Platzes.

Eine komplexe, höhenlastige oder einfach hochpegelige Modulation kann also zu Beginn einer Schallplattenseite eher originalgetreu abgetastet werden, als am Ende der Seite. Die Drehzahl, mit welcher die Schallplattenseite geschnitten wird, beeinflusst diesen Effekt erheblich; so entsteht durch den Schnitt eines Signals bei 45 UpM eine größere Wellenlänge, als bei 33 UpM. Wenn möglich, sollte die Reihenfolge mehrerer Titel für eine Schallplattenseite auch davon abhängig gemacht werden, wie weit eventuelle Einbußen der Klangqualität, besonders Höhenverluste bei der Wiedergabe vertretbar sind und davon, wie intensiv der Höhenbereich jeweils genutzt wird. 

Auch kann eine Modulation den Abtaster derart starken Beschleunigungen aussetzen, dass dieser aufgrund der Trägheit seiner Masse, oder durch zu gering gewählte Auflagekraft zeitweise den Kontakt zu einer oder beiden Rillenflanken verliert, oder er sogar die Rille gänzlich verlässt. Abhängig von der Masse und der Form des verwendeten Abtasters kann eine durch die Modulation hervorgerufene starke Beschleunigung dazu führen, dass der Abtaster die Rillenflanken im Kontaktbereich elastisch verformt oder sogar beschädigt; das Wiedergabeergebnis ist dann gegenüber der durch den Schnitt hervorgerufenen Modulation verfälscht. Modulation durch sehr tieffrequente Tonsignale können das System Abtaster – Tonarm in eine Eigenschwingung versetzen, wodurch die Führung der Abtastnadel in der Rille erschwert wird und die Wiedergabequalität leidet. Bedingt durch die wiedergabeseitig notwendige Rückentzerrung des Frequenz-Pegel-Verlaufes (siehe Frequenzgang), werden Störungen im Tieffrequenz-Bereich, wie Rumpeln oder Brummen, besonders hervorgehoben; der verwendete Schallplattenspieler und sein Aufstellort sollten daher möglichst keine eigenen Vibrationen oder Geräusche erzeugen und sollten außerdem eine gute Entkoppelung gegenüber Umwelteinflüssen wie Wind oder Bodenvibrationen aufweisen.

Abtastverzerrungen

Bei der Wiedergabe einer Schallplatte liegt die Abtastnadel zwischen den Seitenwänden (Rillenflanken) der etwa V-förmigen Rille und wird von den Auslenkungen (Modulation), die das Tonsignal beim Schallplattenschnitt hervorgerufen hat, in Bewegung versetzt.
Diese Bewegung soll idealerweise fehlerfrei der Rillenmodulation folgen. Fehler hierbei können folgende Ursachen haben:

  • Die Rillenmodulation beaufschlagt die Abtastnadel mit einer derart hohen Beschleunigung, dass diese, bedingt durch ihre Masseträgheit oder durch zu gering gewählte Auflagekraft, zeitweise den Kontakt zu einer oder beiden Rillenflanken verliert und so deren Modulation nicht mehr akkurat nachvollzieht. Dieser Effekt wird vornehmlich durch intensive Mitten- und Höhensignale erzeugt, z.B. S- und F-Laute bei Sprache/Gesang, Becken und Hi-Hats, verzerrte Gitarren.
    Starke Unterschiede zwischen den Stereo-Kanälen (schlechte Monokompatibilität) erhöhen ebenso die Gefahr solcher Fehlabtastungen.  
  • Die Abtastnadel ist durch ihre konstruktive Größe oder ihren Abnutzungsgrad nicht in der Lage, besonders kurzen oder komplizierten Modulationen zu folgen, wie sie z.B. durch Höhensignale oder Stereo-Effekte erzeugt werden: Der Abtaster gleitet über die kleinen Details hinweg und die Höhenwiedergabe ist gedämpft oder verzerrt.
    In dieser Situation wird der Abtaster nicht mehr durchgängig von den Rillenflanken geführt, sondern nur noch von den dem Abtaster zugewandten Amplituden; der Abtaster interpretiert dies als Verringerung der Rillentiefe, also als zusätzliche vertikale Modulation. Dem nur noch gedämpft nachvollzogenen Originalsignal mischt sich so ein dem Original fremdes Signal zu.
    Im DJ-Bereich gebräuchliche Abtastnadeln haben im Interesse erhöhter Bruchfestigkeit eine nochmals vergrößerte Kontaktfläche zur Rille, sodass sie besonders kurzen oder komplexen Modulationen nicht originalgetreu folgen können (Siehe Schallplatten-Wiedergabe). 
  • Dadurch, dass die Schallplatte mit konstanter Umdrehungsgeschwindigkeit geschnitten wird, erzeugt eine in die Rille eingeschnittene Modulation im Außenbereich der Schallplatte eine größere Wellenlänge, als im weiter innen gelegenen Bereich, etwa in der Nähe des Etiketts. Die Möglichkeit, dass die Modulation kleinere Krümmungsradien aufweist, als die Abtastnadel an der Stelle, mit der sie die Rillenflanken berührt, wächst mit fortschreitender Abtastung in Richtung der Plattenmitte; Abtastverzerrungen und gedämpfte Höhenwiedergabe nehmen daher zur Plattenmitte hin zu.
    Lesen Sie hierzu bitte auch den Artikel Schallplatten–Wiedergabe.
  • Fehlerhafte Einstellung des Abtasters.
    Steht die Nadel nicht im richtigen Winkel zur Plattenoberfläche (Azimuthfehlwinkel), zur Rillenrichtung (tangentialer Spurfehlwinkel) oder wird sie nicht mit ausreichender Kraft in der Rille gehalten (Auflagekraft zu gering), kann sie die Rillenmodulation nicht optimal nachvollziehen. Das Wiedergabeergebnis ist verzerrt, die Kanäle unterschiedlich in Pegel und Klang, besonders die Höhen leiden.
    Beachten Sie bitte die Empfehlungen und Anweisungen der Abtaster- und Plattenspielerhersteller. Die Auflagekraft sollte eher etwas über als unter dem empfohlenen Wert liegen.

Wichtig: Abtastfehler jeder Art schmälern nicht nur das Wiedergabeergebnis, sie erhöhen auch den Verschleiß der Schallplatte. 

Mono-Kompatibilität, Stereo, Korrelationsgrad

Die Schallplatte ist in der Lage, Stereo- bzw. Zweikanal-Ton aufzunehmen. Allerdings gibt es Einschränkungen:
Große Unterschiede zwischen den Kanälen erzeugen eine besonders komplexe Rillenmodulation, wodurch die Gefahr von Abtastverzerrungen steigt und die Rille mehr Platz beansprucht. Für Schallplatten, die einen hohen Überspielpegel erwarten lassen (wie Maxisingles mit kurzen Spielzeiten für den DJ-Einsatz), sollten Stereo-Effekte nur gemäßigte Anwendung finden; im Tieftonbereich am Besten gar nicht! Größere Pegel- und vor allem Phasenunterschiede zwischen den Kanälen im Tieftonbereich sind ganz zu vermeiden, da die hieraus resultierende Rillenmodulation schneidtechnisch problematisch ist und sie die Abtastnadel zum gänzlichen Verlassen der Rille veranlassen kann. 

Der Korrelationsgrad eines Stereoton-Signals gibt den Grad der Phasenübereinstimmung zwischen den beiden Stereo-Kanälen an. Sein Wert kann sich zwischen
+1 (Mono, beide Kanäle völlig gleich) und
-1 (Beide Kanäle mit gleichem Signal, aber entgegengesetzter Phasenlage)
bewegen. Der dazwischen liegende Wert 0 kann z.B. durch zwei völlig verschiedene Signale, oder durch Signal auf nur einem der Stereo-Kanäle erreicht werden. Ganz oberflächlich können Stereo-Signale mit Korrelationsgrad-Werten zwischen +0,5 und +1 als hinreichend monokompatibel angenommen werden: Monokompatibilität ist gegeben, wenn durch Zusammenmischen der beiden Stereo-Kanäle zu einem Mono-Signal keine wesentlichen Klang- und Pegeleinbußen entstehen. Dies ist z.B. auch wichtig bei Produktionen, die für Rundfunk- und Fernseheinsatz in Frage kommen, da hier mit einer mehr oder weniger starken Einengung des Stereobildes bis hin zur Mono-Schaltung gerechnet werden muss. 

Welche Spielzeit bei welcher Drehzahl bei welcher Schallplattengröße? 

Folgende maximale Spielzeiten sind für die verschiedenen Schallplattenformate und Anwendungen empfohlen: 

30 cm/12“ :
Bis 14 Minuten bei 45 UpM und bis 24 Minuten bei 33 UpM,
für DJ-Anwendungen bis 9 Minuten bei 45 UpM und bis 15 Minuten bei 33 UpM. 

25 cm/10“ :
Bis 8 Minuten bei 45 UpM und bis 14 Minuten bei 33 UpM,
für DJ-Anwendungen bis 6 Minuten bei 45 Upm und bis 9 Minuten bei 33 UpM. 

17 cm/7“ :
Bis 4½ Minuten bei 45 UpM und bis 6 Minuten bei 33 UpM. 

Diese Angaben sind nur allgemeine Richtwerte! Längere Spielzeiten erfordern eine Verringerung des Überspielpegels und eventuell Eingriffe in die Eigenschaften des Tonmaterials. Je nach Art des zu überspielenden Tonmaterials können andere Format/Drehzahl-Kombinationen sinnvoller sein. Wir beraten Sie gerne! 

Kennrillen 

Für eine Kennrille wird während des Schnittes für kurze Zeit ein großer Abstand zwischen den Rillen erzeugt und so eine auf der Schallplatte sichtbare Kennung beispielsweise für Titelanfänge ermöglicht.
Eine Kennrille hat keinen Einfluss auf das Wiedergabeergebnis; sie erzeugt auch keine zusätzliche Pause. Es können also auch Titelanfänge sichtbar gemacht werden, wenn die Titel pausenlos aneinander liegen. Ohne besondere Anweisung wird jedem auf dem Master kenntlich gemachten Titelanfang eine Kennrille zugeordnet, dem ersten Titel einer Schallplattenseite geht natürlich die Einlaufrille voran. 

Rückwärtsschnitt, Inside-out-cut

Der Schnitt der Rille wird hierbei Innen, d.h. in der Nähe der Schallplattenmitte oder des Etiketts begonnen und dann nach außen zum Schallplattenrand hin bewegt. Die Schallplatte dreht sich also nicht rückwärts; zur Wiedergabe muss aber der Abtaster dort eingesetzt werden, wo normalerweise das Ende der Schallplattenseite zu finden ist. Die Anforderungen an das anzuliefernde Master ändern sich für einen Rückwärtsschnitt nicht. Es ist allerdings zu bedenken, dass die Wiedergabe im Innenbereich der Schallplatte (hier also zu Beginn der Schallplattenseite) eventuell von verminderter Klangqualität ist, siehe Schallplatten-Wiedergabe.
Welchen Zweck hat der Rückwärtsschnitt? Der Reiz des Ungewöhnlichen dürfte die Hauptmotivation bei der Beauftragung eines solchen Schnittes sein. Jedoch: Eine Produktion für eine Schallplattenseite, welche moderat oder gar leise Beginnt und sich zum Ende hin zu ihrem intensivsten Teil hin entwickelt, könnte „rückwärts“ geschnitten mit besserer Qualität wiedergegeben werden. Allerdings gibt es Probleme beim Abspielen mit Automatik-Plattenspielern: Diese nehmen den Versuch, die Nadel „innen“ einzusetzen eventuell zum Anlass, den Tonabnehmer abzuheben und das Gerät abzuschalten. Die Herausforderung beim Schnitt liegt darin, den vorhandenen Platz auf der Schallplattenseite so auszunutzen, dass das Ende der Überspielung genau dort liegt, wo normalerweise die Einlaufrille zu finden ist. Ein Rückwärtsschnitt ist für alle Schallplatten-Durchmesser und Drehzahlen möglich. 

Endlosrille, Loop, Locked Groove

Hier handelt es sich um einen geschlossenen Rillen-Ring.
Die darin eingeschnittene Toninformation ist so lang wie eine Schallplattenumdrehung und wird beim Abspielen ständig wiederholt. Wenn bei der Überspielung die Zeit für eine Umdrehung mit der Takt- oder Intervalllänge des zu überspielenden Tonmaterials übereinstimmt, ergibt sich beim Abspielen der Endlosrille ein rund laufender Rhythmus. Da immer wieder dieselbe Rille abgetastet wird, erfolgt - je nach Abtastbedingung - ein schneller Verschleiß dieser Rille; dieser Effekt wird nochmals beschleunigt, wenn das Material hochtonreich oder schlecht monokompatibel ist (siehe auch Abtastverzerrungen).

Wie muss das Master für den Schnitt einer Endlosrille (Loop, Locked Groove) angelegt sein?
Endlosrillen werden meistens auf 33⅓ UpM geschnitten und abgespielt. Eine Umdrehung dauert dann 1,8 Sekunden und genau diese Länge muss die zu überspielende Toninformation haben (1800 ms, Bitte genauestens einhalten!). Im Master sollte Diese ohne Pausen mindestens fünfmal hintereinander gelegt sein, also so, wie es sich beim Abspielen anhören soll.
Für eine Überspielung auf 33⅓ UpM gilt: Eine Umdrehung hat genau 1,8 Sekunden Länge und es passt ein 4/4-Takt genau in eine Umdrehung, wenn das Tempo der Vorlage 133⅓ BpM beträgt.
Für 45 UpM ergibt sich eine Umdrehungsdauer von 1⅓ Sekunden (1333,333 ms) und ein Tempo von 180 BpM für 4/4-Takt.
Um den Verschleiß durch die ständig wiederholte Abtastung der Endlosrille nicht noch zu verstärken, sollte die Vorlage möglichst mono oder nur eingeengt stereo sein und keine intensiven Höhen beinhalten.